Projekt Hochbeete für Neustadt | die Vorbereitung

von Lilli Abstein
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Im Sinne unserer neuen Energie, in Neustadt etwas zu erreichen, und als erste Amtshandlung im neuen Vorstandsjahr haben wir dieses Jahr ein tolles Projekt, nicht nur für uns, sondern für ganz Neustadt geplant. Ein Projekt, das gleichzeitig jeden, der vorbeikommt, erfreut und einen Mehrwert bietet.

Schon länger steht in der Vorstandschaft zur Diskussion, sich für ein grüneres Neustadt einzusetzen. Im Rahmen der Aktion „Hochbeete für Neustadt“ wird dieses Vorhaben nun endlich in die Tat umgesetzt.

Im Rahmen dieses Beitrags wollen wir euch die Möglichkeit bieten, mal hinter die Kulissen eines solchen Vorhabens zu blicken, die Entstehung nachzuvollziehen und ein Teil der Umsetzung zu werden.

Die ersten Schritte

Der Entschluss „Wir wollen Hochbeete bauen“ wurde direkt in der ersten Sitzung des neuen Vorstandsjahres getroffen. Dabei ermutigte uns natürlich vor allem unsere frische Motivation und der Wunsch, endlich etwas in Neustadt bewegen zu wollen und sichtbar zu werden. Relativ schnell wurden also die Basics unserer neuen Beete festgelegt: Wie hoch sollen sie werden? Wie sollen sie grob aufgebaut sein? Wo könnten wir die Beete in Neustadt hinstellen? Und wie können die Hochbeete überhaupt einen Mehrwert für Mensch und Tier bieten?

Das Konzept

Um beste Qualität bei bestem Nutzen erzielen zu können, konnten (oder wollten) wir die Beete nicht einfach irgendwie zusammenzimmern. Wir starteten also damit, den groben Aufbau der Beete zu erschließen. Als kleine Unterstützung nahmen wir uns dabei diesen Planer zur Hand.

Letztendlich haben wir uns für dieses Konzept entschieden: Ein Kübel, der 90l fasst, wird gemäß unseres Pflanzenkonzepts bepflanzt und in ein Gerüst aus Holz gestellt. Die ganze Konstruktion wird dann mit sägerauen Schalbrettern verkleidet. Diese werden zuvor optisch aufgearbeitet und mit einer insektenfreundlichen Holzschutzlasur versehen. Ein einzelnes Hochbeet wird zum Schluss die Maße (Länge x Breite x Höhe) 77cm x 54cm x 100cm haben.

PlanungHochbeete (1 of 1)-3
Der Antrag

Obwohl wir am liebsten die Beete direkt in ganz Neustadt verteilt hätten, mussten wir zunächst einen ordentlichen Antrag an die Stadt stellen. Vorrausschauend wandten wir uns direkt an zwei Adressen: Sowohl unser Oberbürgermeister Marc Weigel, als auch unsere Ortsvorsteherin Gerda Bolz bekamen eine Version des Projektantrags, von dem alle Parteien zunächst begeistert waren.

Spaß muss sein: Unsere Standortermittlung in Hambach

Doch die große Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. „Leider können wir Ihnen keinen Stellplatz in Neustadt bieten.“ Die Grünflächenbehörde musste uns zurückweisen.

Verdammt. Keine Hochbeete in der Innenstadt also. War etwa die ganze Planung umsonst gewesen? 

Und sogar Hambach wies uns zunächst zurück: Auch hier konnte uns die Grünflächenbehörde zunächst keine geeignete Fläche anbieten. Und die Plätze die wir vorgeschlagen hatten wurden ebenfalls zurückgewiesen. Es sei nicht „effektiv“ Hochbeete außerhalb des Stadtgebiets zu bauen und sie würden die Winzer stören. Dabei hatten wir uns so eine Mühe gegeben.

Standen wie wieder am Anfang? Würde unser Projekt jetzt trotz aufwendiger Planung doch ausfallen müssen?

Aufgeben wollten wir jedoch noch nicht: Wir würden Hochbeete bauen, egal wohin!

Unser Pflanzkonzept

Um eine Vorstellung vom „insektenfreundlichen Gärtnern“ zu bekommen und uns optimal auf unser Projekt vorzubereiten, haben wir ein Interview mit einer Imkerin und Naturgartenfreundin geführt.

Wir: Schön, dass du dich bereit erklärt hast, uns bei unserem Insektenprojekt zu helfen. Willst du dich vielleicht erstmal kurz vorstellen und sagen was du zum Thema „bienenfreundlich Gärtnern“ so machst?

Bienenschwarm im Garten?
Keine Panik- wir helfen gerne weiter. Rufen Sie uns unter
0174-9121484 an. Wir kommen und fangen (wenn möglich) den Schwarm ein! Sonst versuchen wir einen verfügbaren Imker zu erreichen.
(Pfalzgold Manufaktur)

Nicole Abstein: Ich bin Nicole Abstein aus Neustadt, seit 2012 leidenschaftlich als Imkerin aktiv und derzeit im Imkerverein Neustadt als „Bienenweideobfrau“ tätig. Ich bin natürlich auch sonst sehr naturverbunden und habe eine „grüne Seele“. Das setze ich auch in meinem eigenen Garten um, der 2015 den Umweltpreis Neustadt „naturnahe Gärten“ erhalten hat. Also allgemein würde ich mich als tier-, pflanzen- und menschenfreundlich bezeichnen. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. *lacht* 

Das klingt ja schonmal, als wären wir zur richtigen Adresse gekommen. Willst du vorweg vielleicht ein paar Worte zum Thema Insektensterben allgemein sagen?

Also grundsätzlich ist das ein sehr, sehr wichtiges Thema und besonders die Thematik „Bienensterben“ ist ja auch in aller Munde. Ich fürchte allerdings, dass das dauerhaft nicht ausreicht. Gerade als Imker wird man immer nur auf seine Honigbienen begrenzt, aber ich finde Imkern ist so viel mehr als nur Bienen haben. Jedes Tier in der Nahrungskette hat seine eigene, sehr wichtige Position und eine Fliege oder kleine Wildbiene führt genauso eine wichtige Arbeit und Bestäubungsleistung wie eine Honigbiene aus. Dabei gibt es keine „guten“ oder „schlechten“ Insekten – eine Biene ist nicht besser, weil sie uns Honig liefert und eine Stechmücke nicht schlechter, weil sie sticht. Somit hat wirklich alles seine Berechtigung und Notwendigkeit.

Viele Leute sagen ja, dass es bei uns „doch genug blüht“. Reicht es denn, wenn es einfach blüht oder sollte man irgendwas bestimmtes beim Pflanzen für Insekten beachten?

Für Insekten ist besonders wichtig, dass es das ganze Jahr über blüht. Nur im Frühjahr ein paar Blumen zu haben reicht da leider nicht aus. In der Realität ist halt leider meistens ein „Blühknick“ im Sommer beobachtbar, besonders da es bei uns so trocken ist und die meisten Wiesen zu oft abgemäht werden. In vielen Privatgärten darf nicht mal ein Gänseblümchen auf dem Rasen stehen bleiben.
Sehr wichtig ist es auch, auf ungefüllte Blüten zu achten und viele verschiedene Blütenformen einzusetzen, um Vielfalt zu bieten. Grundsätzlich gilt: Je breiter aufgestellt, desto gut.

Wir und viele andere haben ja jetzt keine große Wiese auf der das alles so umzusetzen ist. Wie kann man den Insekten denn im kleinen Stil helfen?

Wenn euer Projekt zu einem Anreiz für jeden werden würde, sich wenigstens ein paar Blumen aufs Fensterbrett zu stellen, wäre schon ein Schrittchen getan. Man muss immer bedenken, dass jede Blume zählt.

Und speziell auf unsere Hochbeete bezogen?

Ihr solltet euch klarmachen, dass leider nicht alles möglich ist. Man muss immer ein bisschen ausprobieren und frustrationstolerant sein, wenn irgendwas halt nicht klappt. In eurem Fall würde ich auf Trockenverträglichkeit achten und Pflanzen wählen, die sich auf Schuttplätzen oder als „Erstbesiedler“ wohlfühlen. Auch würden sich zum Beispiel Kräuter wie Salbei, Rosmarin oder Lavendel anbieten. Mit was ihr das dann aber nicht kombinieren solltet, wäre z.B. Pfefferminze (die mag es eher schattig und nass).  Zwiebelpflanzen sollten auch nicht zu essbaren Gewächsen, zum Beispiel in euer Kräuterhochbeet, gesetzt werden – die sind ziemlich giftig. Was aber zum Beispiel hübsch blüht und theoretisch essbar ist, wären Hornveilchen.

Das klingt schonmal nach einem super Konzept [mehr zu unseren Blühern hier (Link folgt)]. Müssen wir denn beim Boden auf etwas Bestimmtes achten?

In euren Bütten sollte auf keinen Fall Wasser stehen. Am besten bohrt ihr Löcher und füllt den Boden mit Steinen, die ihr mit einem Baumwollflies von der Erde trennt. Die sollte dann für das Konzept „Kräuter“ eher etwas kalkig oder mager sein.

Alles klar, prima! Vielen Dank für die Tipps und Anregungen.

Ich helfe gerne. Und wenn wir damit viele dazu bringen können, auch nur eine insektenfreundliche Blume mehr in ihre Gärten zu setzen, hat es sich schon gelohnt, wenn ihr mich fragt.

Unsere nächsten Schritte

Und genau jetzt suchen wir dich! Am 30.05.2021 findet unser gemeinsames Bauen der Hochbeete inklusive der Bepflanzung statt. Da wir uns bei der aktuellen Situation als Jugendorganisation mit bis zu 12 Leuten treffen dürfen wollen wir genau das auch ausnutzen und möglichst viele tatkräftige Helfer haben, die uns bei unserem Projekt unterstützen.

Du möchtest dabei sein?
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② sorge dafür, dass du einen aktuellen negativen Corona-Schnelltest (nicht älter als 24h) bei dir hast *
③ Komme mit einer offiziell zugelassenen Maske (FFP2-Standart oder OP-Maske)

Bringe vor allem aber viel Freude und Motivation, ein cooles Projekt auf die Beine zu stellen, mit. Wir freuen uns auf dich!

*auch für fertig Geimpfte und Genese setzen wir aus Sicherheitsgründen einen negativen Covid-Schnelltest vorraus!

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